Erfolg versprechender lassen sich die Potenziale der vernetzten Welt nutzen, wenn man von Social Media Nutzern nicht nur Meinungen abfragt, sondern sie in kreative Prozesse einbindet, sie gestalten und vorschlagen lässt. Dies kann ein Ideenwettbewerb für einen Werbeslogan sein, eine Werbekampagne, die sich an einem aktuellen Reizthema aufhängt oder eine außergewöhnliche Aktion, mit der man die Aufmerksamkeit der sozialen Netzwerker erregt. Es ist ein erstaunliches Phänomen, mit welch großer Resonanz die vernetzten Internetuser auf derartige Botschaften reagieren. Mächtige virtuelle Brainstorming-Prozesse setzt dies in Gang. In der Bereitschaft zur gemeinsamen Entwicklung neuer Ideen steckt ein beträchtliches Kreativitätspotenzial, welches bislang noch von den wenigsten Unternehmen genutzt wird. Hier zeigt sich ganz besonders die soziale Komponente der Social Media. Nicht der einzelne Beitrag eines Users zählt beim Crowdsourcing, sondern das Zusammentreffen vieler Ideen, welche zu konstruktiven Ergebnissen führen.
So hatte die Online-Partneragentur e-darling jüngst einen Ideenwettbewerb für einen neuen Slogan ins Leben gerufen. Der alte Slogan “Einfach den richtigen Partner finden”, sollte durch einen neuen ersetzt werden. Aufgerufen waren alle – nicht nur die Mitglieder des Partnerportals. Das Besondere an dieser Aktion war, dass die Vorschläge auf Blogs veröffentlicht werden sollten und nur die Links zu den Blogs dem Betreiber übermittelt wurden. Dieser schlug mit dieser Aktion, bei der es Preise zu gewinnen gab, zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen steigerte er seine Popularität durch die neuen Verlinkungen seiner Domain und zum anderen sicherte er sich neuen Zulauf von Interessierten. Und natürlich jede Menge Vorschläge für einen neuen Slogan.
Kunden sind der zentrale Bestandteil jedes Unternehmens. Dennoch pflegen nur wenige Firmen tatsächlich einen offenen Dialog mit Ihrer Zielgruppe und binden Sie auch in Unternehmensentscheidungen nicht mit ein. Dabei bietet gerade das Internet hervorragende Möglichkeiten dies kosteneffizient zu organisieren. Ein weiteres Beispiel wie man Kunden an wichtigen Entscheidungen beteiligen kann zeigt der Leipziger Shop-in-Shop-Merchandising Spezialist Spreadshirt. Er ließ seine Kunden zum Beispiel im Rahmen seines Open Logo Projects Design-Vorschläge zum neuen Firmenlogo machen. Welches Design hinterher genommen wurde, entschieden die Nutzer ebenfalls durch Abstimmungen.
Die Grundidee, die hinter Crowdsourcing steckt ist die, dass viele Köpfe mehr wissen und mehr Ideen produzieren können. Crowdsourcing wird häufig mit Schwarmintelligenz übersetzt und ist es eine Art Teamwork im Internet. Der Neologismus setzt sich aus den Wörtern “Crowd” und “Outsourcing” zusammen. Social Media sind für derartige Prozesse geradezu prädestiniert, denn durch das Sharing von gemeinsamen Inhalten auf der einen Seite lassen sich auf der anderen Seite kreative Wertschöpfungsprozesse initiieren, die sehr viele Networker einbeziehen. Das Prinzip von Crowdsourcing setzt auf Freiwilligkeit und ist Ausdruck eines Lebensgefühls in dessen Zentrum Selbstbestimmung im Arbeitsprozess stehen. Niemand wird also gezwungen daran teilzunehmen. Alles ist freiwillig.
Im Bereich der Software-Entwicklung wird Crowdsourcing bereits seit langem erfolgreich praktiziert. Als Paradebeispiel sei das OpenSource-Betriebssystem Linux genannt, an dessen Weiterentwicklung weltweit tausende von Programmierern arbeiten und zwar aus purer Begeisterung für das Projekt. Ohne zentrale Firmenchefs und ohne ausufernde Verwaltungsbürokratie.
Innovative Prozesse in Gang zu bringen, um spezifische Probleme zu lösen kann Crowdsourcing in Social Media leisten. Zu wenige Unternehmen trauen sich jedoch hier aktiv zu werden. Zu groß ist oft die Angst vor einer Blamage. Wieso eigentlich? Wenn man zum Beispiel Verbesserungsvorschläge für Handhabung und Einsatzmöglichkeiten eines technischen Geräts wie einem iPhone oder einem Handy durch die Nutzer des Produktes zuließe, könnten Prozesse in Gang gebracht werden, die dabei helfen neue Produktlinien zu entwickeln.
Es gibt aber auch noch ganz andere Formen der Kollaborationen im Netz, die man treffend als “Soziales Teamwork” beschreiben könnte. Das mit Abstand größte Projekt dieser Art ist derzeit Wikipedia, die selbst zu den Social Media Plattformen gehört. Diese Online-Enzyklopädie entstand unter Mitwirkung von weltweit 289.000 Autoren und ist derzeit in 230 Sprachen verfügbar. Alle Artikel unterliegen ständiger Qualitätskontrolle durch andere Autoren. Es ist ein lebendes Projekt, welches auf absoluter Freiwilligkeit basiert. Sind Teile von Beiträgen unzureichend recherchiert oder belegt wird durch entsprechende Vermerke im Text auf entsprechende Diskussionsthreads verwiesen. Jeder ist aufgefordert mitzuhelfen die Qualität der Beiträge zu verbessern und neue Beiträge zu Stichwörtern, zu denen bislang noch nichts hinterlegt wurde, zu verfassen. Eine ständige Qualitätskontrolle ergibt sich so von selbst in diesem Projekt.
Zu speziellen Themenkomplexen können eigene Wikis erstellt werden, welche sich gezielt an entsprechende Interessentengruppen wenden, die wiederum die Möglichkeit haben daran mitzuwirken.
Auf diese Weise entstand ein einzigartiger vielsprachiger Informations- und Wissenspool, der nicht nur eine erste Orientierung zu einem Thema bietet, sondern durch Angabe von Quellenlinks auch gezielt zur weiterführenden und vertiefenden Recherche von unterschiedlichsten Sachgebieten genutzt werden kann. Da das Projekt absolut non-kommerziell ausgerichtet ist, scheint es sich für die Initiierung von Kampagnen wenig zu eigenen. Dies stimmt zwar, vergessen werden darf dabei aber nicht, dass auch Unternehmens-, Marken- oder Produktdarstellungen in der Wikipedia möglich sind und Wikipedia-Artikel zu einem bestimmten Stichwort finden sich in den Ergebnisseiten der Suchmaschinen fast immer sehr weit oben.
Tags: Crowdsourcing, Social Media