Social Media Leitfaden: Kapitel 7 Die Entwicklung Sozialer Netzwerke

Foren zählen zu den ältesten Formen von sozialen Netzwerken, in denen User sich austauschen können. Sie sind in der Regel meist streng themenbezogen. Auf Foren gibt es immer einen Moderator, welcher eine Kontrollfunktion ausübt. Er schreitet dann ein, wenn Forumsregeln durch ein Mitglied verletzt werden. Zum Beispiel, wenn User sich gegenseitig beleidigen oder sonstige unpassende Beiträge liefern, die nicht ins Konzept passen. Seine Kompetenzen sind relativ weitreichend. Im Extremfall kann er einzelne User von der Teilnahme am Forum ausschließen. Des Weiteren entscheidet er über die Aufnahme neuer Diskussionsthemen, die von den Usern vorgeschlagen werden. Alles in allem eine geordnete Kommunikation, in der das Mitglied anonym bleibt und lediglich durch einen Nick und einen Avatar identifiziert werden kann. Das Geschlecht und das Alter ist das Äußerste, was Mitglieder an persönlicher Identität preisgeben. In aller Regel sind die Teilnehmer an Foren private Internetuser, welche sich über spezielle Interessen, die das Forumsthema beschreibt austauschen. Ein Mitglied, welches zu erkennen gibt, dass es auch kommerzielle Interessen hat wird schnell verbannt. Für Unternehmen sind Foren daher völlig ungeeignet, um potenzielle Kunden zu erreichen. Gleiches gilt für Usergroups, wie etwa bei Yahoo oder MSN. Auch hier sind die Groups jeweils themenbezogen. Im Unterschied zu Foren, ist der Nutzer nicht ganz so anonym und kann auf freiwilliger Basis zusätzliche Angaben zu seiner Person hinterlegen, ein Foto veröffentlichen und Angaben zu beruflichen Präferenzen und Freizeitinteressen machen. Das Mitglied kann auch anderen Usergroups derselben Plattform beitreten oder eigene Groups ins Leben rufen. Neben Postings kann das Mitglied andere Dokumente wie themenbezogene Fotos oder Videos einstellen, die jedoch ausschließlich mit den Mitgliedern der Group geteilt werden. Usergroups werden von dem Mitglied moderiert, das die Group ins Leben gerufen hat. Bei großen Groups oder Foren sind meist mehrere Moderatoren aktiv.

Userforen sterben oft den langsamen Tod

Beide Formen der Internetkommunikation sind für das Marketing völlig ungeeignet. Durch die strenge Themenfixierung eines Forums oder einer Usergroup wird der Nutzer eindimensional und nur in diesem Zusammenhang als Kommunikationspartner wahr und ernst genommen. Foren und Usergroups haben eines gemeinsam: Sie stehen und fallen mit ihren Moderatoren. Lässt deren Aktivität nach, sterben sie in aller Regel einen langsamen Tod. Keine neuen User kommen mehr hinzu und die zeitlichen Abstände zwischen den Postings werden immer größer.

Weblogs: hier ist man Mensch, hier darf man sein

Das Bedürfnis sich anderen mitzuteilen und an eigenen Erlebnissen und Gedanken im Internet teilhaben zu lassen fand in den Weblogs, kurz Blogs genannt, seinen Ausdruck. Ein Blog ist eine Art Onlinetagebuch. Hier kann der Blogmaster oder ein registrierter Nutzer relativ frei über Gott und die Welt schreiben, persönliche Anekdoten verewigen oder einfach nur das Tagesgeschehen kommentieren. Besucher haben die Möglichkeit durch Kommentare Feedback zu geben und können Beiträge in Social Bookmarkdiensten taggen. Man unterscheidet zwischen persönlichen und themenbezogenen Blogs. Auch Firmen bieten sich auf sogenannten CorporateBlogs neue Möglichkeiten der Eigendarstellung, die sich wohltuend abhebt, von der oft auf Perfektion getrimmten Internetpräsenz. Was für Userforen gilt, trifft Blogs nicht minder. Auch sie veröden in der virtuellen Unendlichkeit des WorldWideWeb, falls der Blogbetreiber sie nicht promotet, häufig aktualisiert und somit kommuniziert.

Soziale Netzwerke sind erfrischend anders

Im Gegensatz zu Foren,  Usergroups und Blogs sind soziale Netzwerke eine völlig offene Veranstaltung. Der Nutzer erhält hier ein Gesicht und ist geradezu bestrebt nicht in der Anonymität zu versinken. Wie er sich engagiert oder über welche Themen er sich mit wem austauscht bleibt ihm völlig selbst überlassen. Er hat hier die Möglichkeit sich als vielschichtige Persönlichkeit zu präsentieren und kann dadurch Berührungspunkte mit einer Vielzahl anderer Nutzer entwickeln. In Karrierenetzwerken wie Xing können sogar ganze Lebensläufe hinterlegt werden. Je mehr  authentische Informationen der Nutzer hier über sich preisgibt, desto größere Aufmerksamkeit ist ihm sicher. Gleiches gilt für StudiVZ, einem Studentennetzwerk. Hier kann man sich mit anderen über Veranstaltungen an der eigenen oder anderen Hochschulen austauschen oder über so alltägliche Dinge, wie die Qualität des Mensaessens plaudern.

Bei durchschnittlich 2 Millionen Studenten an deutschen Hochschulen und 9 Millionen Mitgliedern wird schnell klar, dass sich unter den Usern nicht nur Studenten und ehemalige, sondern auch andere Personen befinden, die den aktiven Studienbetrieb hinter sich haben und vielleicht nur ehemalige Kommilitonen wiedertreffen wollen. Für sie und alle anderen wurde das Netzwerk MeinVZ gegründet, damit sie alte Freunde wiederfinden und erfahren können, wer womit Karriere gemacht hat. Oder einfach nur, um sich mit anderen über das Hobby auszutauschen.

Im sozialen Netzwerk zählt das “Wer kennt wen?”-Prinzip

Doch auch mit einem interessanten und vielsagenden Profil allein ist es nicht getan. Was vielmehr zählt ist die Aktivität des Users. Seine Beiträge und Initiativen machen ihn erst wichtig und für andere interessant. Erst dann, wenn er in soziale Interaktion mit anderen Nutzern tritt, entfaltet er seine Persönlichkeit im Netzwerk. Und genau darauf kommt es an. Denn, je feinmaschiger das Kontaktnetz eines Teilnehmers ist, um so interessanter ist er für andere Teilnehmer.

Einblick in die Vernetzungsstruktur anderer Mitglieder kann in jedem sozialen Netzwerk genommen werden. Durch diese Transparenz von Vernetzungsprofilen kann der User schnell herausfinden wer wen kennt und wer mit wem Kontakt hat. Dies ist wiederum eine Basis für das Knüpfen von neuen Kontakten.

Auch in den Social Media sind ein paar Grundregeln zu beachten. Der respektvolle Umgang der Mitglieder untereinander wird als selbstverständlich angesehen. Direkte Werbung ist verpönt.

Das klassische Marketing ist dreigeteilt: Pre-Sales, Sales und After Sales heißen die kommunikativen Einbahnstraßen. Das Unternehmen startet eine Kampagne und hofft, dass sie bei der Zielgruppe ankommt. Je mehr das Unternehmen wirbt oder kommuniziert, desto mehr Leute hoffen es dadurch zu erreichen. Beim viralen Marketing hingegen ist vieles anders. Im Mittelpunkt steht auch hier die Kommunikation. Diese muss jedoch nicht zwangsläufig Produkte und Dienstleistungen direkt betreffen, sondern kann sich auch ganz anderen thematischen Schwerpunkten widmen.

Das können klassische Kampagnen sein, die sich für die Umwelt und das Klima engagieren oder charitative Ziele verfolgen. Solange es jedoch eine Einweg-Kommunikation bleibt, können Social Media oft nicht viel mehr bewirken wie herkömmliche Kommunikationskanäle. Ob eine losgetretene Diskussion zu einem Thema X die Massen der Networker zum Zeitpunkt Y auch wirklich anspricht und einen Prozess Z in Gang zu setzen vermag ist dann fraglich. Die Social Media Nutzer fühlen sich dann in eine passive Rolle gedrängt, in der sie lediglich auf ein vorgegebenes Schema reagieren sollen, sozusagen als Teilnehmer einer Umfrage. Die Kommunikation verläuft dann eben nicht auf gleicher Augenhöhe.

Tags: , ,

Die Kommentare sind geschlossen.