Zu zeigen was man hat, ist eine Mentalitätsfrage. Zumindest wenn es sich um materielle Dinge handelt. Geht es um die Hervorhebung geschlechtspezifischer Attribute, begibt man sich auf eine Gratwanderung. Was bei der Kanzlerin toleriert wird, sollte schließlich auch einer Parteifreundin nicht vorenthalten werden. Dies dachte sich auch Vera Lengsfeld, Direktkandidatin der CDU in Berlin und packte das Konterfei der Bundeskanzlerin in ihrem tief ausgeschnittenen Kleid gleich mit auf das Wahlplakat. Sozusagen als Alibi. Bei dem doppeldeutigen Slogan “Wir haben mehr zu bieten”, stimmte damit auch das “Wir”. Ein Wahlkampfslogan, der mit einer personalisierten Bildaussage konkretisiert wird, hat man nicht alle Tage und entsprechend groß war das Echo darauf in den Social Media. Blogs, die sich des Themas aus unterschiedlichen Blickwinkeln annahmen, konnten sich so über viele neue Backlinks freuen. Nicht zuletzt konnte die Kandidatin auf ihrem Wahlkampfblog traumhafte Zugriffszahlen verzeichnen.
Das große und überwiegend positive Echo auf die Aktion zeigt deutlich, dass Social Media Nutzer im Wahlkampf durchaus schätzen, dass hinter dem Politiker mehr der Mensch zum Vorschein kommt und weniger der nüchterne Parteifunktionär. Das sollte nicht nur die Partei der wahlkämpfenden Kandidatin zum Nachdenken anregen, sondern auch den Politikern in anderen Parteien wichtige Hinweise auf künftige Erwartungshaltungen von Wählern liefern.