Social Media Leitfaden: Kapitel 22 Marketing 2.0 – Wie fange ich an?

Sie haben jetzt viel über Soziale Netzwerke und ihre Potenziale erfahren. Sie wissen nun, dass Social Media Marketing nicht die Schaltung von Bannerwerbung auf Portalen der Social Communities bedeutet, sondern dass Sie sich selbst vernetzen müssen, um die Vorteile der Mundpropaganda im digitalen Raum für sich zu nutzen.

Der systematische Aufbau eines Marketing 2.0 ist mühsam und zeitaufwändig. Er erfordert vor allem eines: Geduld und eine Strategie.

Eine Strategie setzt aber voraus, dass Sie bereits über praktische Erfahrungen in den Sozialen Netzwerken gesammelt haben und auf dieser Basis planvoll vorgehen können. Da sie aber wahrscheinlich noch kein Mitglied eines Netzwerkes sind, ist ein Beitritt zu einem oder mehreren Sozialen Netzwerken der unumgängliche erste Schritt zur Marketing 2.0 Kommunikation.

Melden Sie sich also bei Facebook, Twitter, YouTube  & Co. an und erstellen Sie ein aussagekräftiges Profil. Bedenken Sie dabei, dass es ein Patentrezept für eine vom Erfolg gekrönte Schnellintegration nicht gibt. Wohl aber Erfahrungswerte anderer Networker, wie man strukturiert vorgeht.

Regeln und Tipps zum Start Ihrer Social Media Strategie.

Zuhören

Hören Sie genau zu. Sie brauchen ein rudimentäres Monitoring, um herauszufinden, was in den Networks über sie verbreitet wird. Lesen Sie mit über Alerts, damit Sie über die brennenden Themen, welche die Social Comminities aktuell bewegt, informiert sind. Bevor Sie selbst Beiträge zu Gruppendiskussionen leisten, verfolgen Sie die Threads so weit wie möglich zurück. Das kann Sie davor bewahren gleich beim ersten Posting in Fettnäpfchen zu treten.

Engagieren

Engagieren Sie sich in den Sozialen Netzwerken mit Liebe, nicht oberflächlich.

Hier Sie einer unter Millionen von anderen Nutzern. Verhalten Sie sich entsprechend. Auch wenn Sie ein bekanntes Unternehmen sein sollten, fangen auch Sie hier bei Null an. Kontakte und Authentizität müssen Sie sich von Grund auf durch Engagement erarbeiten.

Eigene Inhalte

Stellen Sie eigene Inhalte ein und teilen Sie sie mit anderen Mitgliedern. Wecken Sie das Interesse anderer Mitglieder daran. Beginnen Sie zunächst mit solchen Inhalten die anderen Nutzern einen echten Mehrwert bieten. Je nach Branche können dies Kochrezepte oder Bedienungsanleitungen für technische Produkte sein, welche Sie online zur Verfügung stellen.

Seien Sie sich über eines im Klaren. Die Mitglieder interessieren sich nicht für Werbebroschüren oder bereits anderweitig publizierte Inhalte. Viel interessanter finden sie exklusiven Content, der sonst nirgendwo online zu finden ist. Je exklusiver, umso besser. Das kann ein kleines Video über den Baufortschritt einer neuen Fabrikationsstätte sein oder Fotos von der letzten Betriebsfeier Ihrer Firma. Humor und Selbstkritik werden in den Sozialen Netzwerken positiv gesehen. Die Darstellung eines Produktes, das auf originelle Weise zweckentfremdet wird könnte zum Linkbait werden. Haben Sie daher keine Scheu vor solchen Beiträgen.

Kommentieren

Beteiligen Sie sich an der Bewertung von Inhalten anderer User und kommentieren Sie deren Beiträge mit dem gleichen Engagement, mit der Sie für Ihre eigenen Inhalte werben. Dadurch werden Sie von den anderen Usern wahrgenommen und man lernt Sie zu schätzen. Bleiben Sie bei Kommentaren fair und sachlich

Kommunizieren

Indem Sie kommunizieren, werden Sie ein Teil der Community. Machen Sie davon regen Gebrauch. Pflegen Sie die Konversation mit anderen Mitgliedern, beteiligen Sie sich an Gruppendiskussionen und rufen Sie eigene Diskussionsgruppen ins Leben. Aktives Networking ist Grundvoraussetzung für Erfolg im Marketing 2.0. Reagieren Sie nicht nur auf die Aktivität anderer, sondern engagieren Sie sich selbst im Netzwerk.

User suchen

Suchen Sie gezielt nach anderen engagierten Nutzern. Konzentrieren Sie sich dabei auf Nutzer, die besonders aktiv sind und meinungsbildend auf andere Mitglieder einwirken. Laden Sie sie in eigene Gruppen ein und zeigen Sie aufrichtiges Interesse an deren Meinungen.

User binden

Beteiligen Sie besonders aktive User an Ihren Aufgaben in der Community. Machen Sie sie zu Co-Moderatoren in Ihren Foren. Haben sie insbesondere ein Auge auf kritische User. Indem Sie sie ins Boot holen  gewinnen Sie neue Freunde für Ihre Sache.

Planen Sie Events und kommunizieren Sie diese im Netzwerk. Verlinken Sie Ihren Blog in Ihrem Profil und machen Sie andere User darauf aufmerksam.

Auf den richtigen Umgang mit Kritik kommt es an

Nehmen Sie aktiv an Foren teil, doch lesen Sie intensiv mit, bevor Sie kommunizieren. Fingerspitzengefühl und Sensibilität sind hier gefragt, will man als Unternehmen bei einer Community nicht gebrandmarkt werden.

Denken Sie immer daran, dass negative Berichte und Beiträge wesentlich häufiger gelesen und verlinkt werden als positive und sich daher erheblich schneller im Netz ausbreiten.

Das Beispiel eines total misslungenen Kommunikation statuierte Jamba im Jahre 2004. Mitarbeiter des Klingeltonanbieters mischten sich seinerzeit in eine Weblog-Diskussion ein, die sich kritisch mit den Geschäftspraktiken des Unternehmens befasste. In ihren Beiträgen ließen sie Kritik an Jamba abprallen und stellten sich auf die Seite ihres Arbeitgebers. Ihr Pech war, dass sie durch andere Diskussionsteilnehmer enttarnt wurden. Die Nachricht darüber verbreitete sich in Windeseile im Netz und macht den Blog noch bekannter. Zeitweise stand er sogar bei Google unter dem Suchwort “Jamba” auf Platz 1 der Ergebnisliste. Dies zog Berichterstattungen der Medien über die versuchte Manipulation des Weblogs nach sich und bescherte dem Unternehmen Jamba ein wahres PR-Desaster.

Bereits wenige negative Stimmen im Internet üben einen großen Einfluss auf die Verbraucher aus. Eine geringe Anzahl an kritischen Berichten über ein Produkt reicht aus, um spürbare Absatzrückgänge zu bewirken. Dieser unheimlichen viralen Macht der Kunden können sie nichts entgegensetzen, außer dem feinfühligen Umgang mit Kritik. Und der ist in allen Social Media besonders wichtig.

Wie Sie auf Kritik angemessen reagieren sollten, ist immer auch situationsabhängig und lässt sich nicht pauschal verallgemeinern. Eine Grundregel besagt, diese Kritik zuzulassen, auch wenn sie Ihrer Ansicht nach, unberechtigt sein sollte. Signalisieren Sie den verstimmten Diskussions-teilnehmern, dass Sie die den kommunizierten Mangel ernst nehmen und alles daran setzen, dass hier Klärung und Abhilfe geschaffen wird.

Wenn sich die kritischen Stimmen daraufhin wieder beruhigen sollten, kommt es auf Ihren Beitrag an die Diskussion wieder in anderes Fahrwasser zu bringen. Gut ist es in dieser Situation, wenn Sie Beispiele zur Hand haben, wie das Unternehmen eine vergleichbare Situation der Vergangenheit zur Zufriedenheit der Kunden gelöst hat. Das schafft Vertrauen ist authentisch und für alle anderen Mitglieder im Netzwerk sofort nachvollziehbar. Hierdurch entstehen auch Sympathien, die andere Teilnehmer dazu bewegen können für ihre Produkte Partei zu ergreifen.

Auf gar keinen Fall sollten Sie bei der Kommunikation mit andern Nutzern direkt für eigene Produkte und Dienstleistungen werben. Schnell haben Sie einen Ruf als Spammer weg und werden unter Umständen von der Teilnahme ausgeschlossen, falls dies gegen die Nutzungsregeln verstoßen sollte.

Versuchen Sie niemals durch Besserwisserei gegenüber anderen Teilnehmern zu aufzutrumpfen, sondern nehmen Sie sich zurück. Lassen Sie im Zweifel deren Meinung gelten, auch wenn Sie es tatsächlich besser wissen sollten. Bleiben Sie in kritischen Situationen immer sachlich und menschlich. Werden Sie von anderen Teilnehmern auf eine Fehlannahme oder einen Irrtum in Ihrer Argumentation hingewiesen, seien Sie um Himmels willen nicht trotzig, sondern bedanken Sie sich für diesen Hinweis. Sie werden sehen, dass das bei anderen gut ankommt.

Ein absolutes No Go ist es ebenfalls Nutzer, mit denen man im realen Leben Differenzen hat über das soziale Netzwerk zu beschimpfen. Wenn Sie also einem Anwalt in Xing wiedersehen, den Sie aufgrund einer miserablen Prozessführung nicht schätzen, ärgern Sie sich nicht. Schauen Sie sich doch einfach sein Profil an und freuen Sie sich darüber, dass er bei der Topsozietät rausgeflogen ist und nun bei einem drittklassigen Mobilfunkanbieter sein Dasein fristen muss.

Die Kommunikation in sozialen Netzwerken verläuft fast wie im realen Leben. Der Ton macht die Musik. Ein hohes Maß an sozialer Kompetenz, also der Fähigkeit souverän, einfühlsam, fair und konstruktiv mit anderen Mitgliedern umzugehen, ist bei der Kommunikation im sozialen Netzwerk immer ein Pluspunkt.

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